Kritik ist unwahrscheinlich

IM GESPRäCH: Silvia Huber über die westliche Medienmacht im Osten und das Interesse der EU an starken Konzernen

FREITAG: Sie haben erstmals für Mittel- und Osteuropa länderübergreifend die Mediensysteme erforscht. Was war Ihre Intention für diese Netzwerkanalyse?
SILVIA HUBER: Der Raum Mittel- und Osteuropa ist besonders spannend, weil sich dort in den letzten 15 Jahren die kapitalistische Marktwirtschaft so entwickelt hat, dass man die transnationalen Mediennetzwerke wahrscheinlich am schönsten sieht.

Blühende Rendite-Landschaften

FAKTEN-MONOPOL: Westliche Konzerne beherrschen die Medienlandschaft in Mittel- und Osteuropa. Die EU hat nichts dagegen

Wie es um eine Demokratie steht, lässt sich nicht zuletzt an der Freiheit und Vielfalt ihrer Medien ablesen. Was bedeutet es also, dass nach 15 Jahren „Transformation“ die wichtigsten Medien Osteuropas in der Hand westlicher Konzerne liegen? Zu diesem Resultat kommt die neue Studie Medienmärkte in Mittel- und Osteuropa des Internationalen Journalismus Zentrums (IJZ) an der Donau-Universität im österreichischen Krems.

Die neue Weltordnung aus Gütersloh

Der „Bertelsmann Transformation Index“ analysiert die Reformbereitschaft von 119 Entwicklungs- und Schwellenländern und sagt, wo es langgeht

Die Welt verändert sich und die Bertelsmann Stiftung kennt die Richtung: „Marktwirtschaftliche Demokratie“ heißt die geostrategische Zauberformel, unter der sich künftig die Weltgemeinschaft zusammenfinden soll. Schon seit vielen Jahren arbeitet die Gütersloher Stiftung daran, gesellschaftliche Reformen durchzusetzen. Mit Erfolg: Aus ihren Denkstuben stammen wesentliche Ideen der Agenda 2010. Aber der „Ruck“ muss durch die ganze Welt gehen. So nimmt der Bertelsmann Transformation Index die ärmsten Länder ins Visier, überprüft ihre Veränderungsbereitschaft und gibt Ratschläge für die zukünftige Politik.

„Ewig in Opposition“

Politisches Engagement ist für deutsche Künstler längst ein Fremdwort, für Pasolini war es selbstverständlich. Zum 30. Todestag Erinnerungen an einen leidenschaftlichen Provokateur

Heute vor 30 Jahren wurde Pier Paolo Pasolini ermordet. Wer dahinter steht, ist immer noch fraglich. Der damals verurteilte Täter hat erst vor wenigen Monaten sein Schuldeingeständnis öffentlich widerrufen, seine Aussagen legen einen politisch motivierten Mord nahe. Tatsächlich stand Italien Anfang der 70er Jahre am Rande eines Staatsstreichs und der Schriftsteller und Filmemacher griff seine mächtigen Gegner unverblümt an. Es war sein Selbstverständnis als Intellektueller, sich „mit dem ganzen Körper, mit allen Sinnen“ in den Kampf zu werfen.

Der Unbequeme

Vor 30 Jahren wurde Pier Paolo Pasolini ermordet.

Er war der bekannteste und meistgehasste Künstler Italiens, sein Tod erschütterte das ganze Land und provozierte erstaunliche Reaktionen. Die kommunistische Partei Italiens verlieh posthum die Mitgliedschaft, die sie ihm 26 Jahre zuvor unrühmlich entzogen hatte. Gleichzeitig gab die bekannte kommunistische Publizistin Rossana Rossanda eine gewisse Erleichterung zu Protokoll: „Er war geradezu unerträglich geworden.“ Der Satz spiegelt jene unverhohlene Aggressivität, der Pasolini zeitlebens von vielen Seiten ausgesetzt war.

Ach du Heuschreck!

Am Ende hat auch geballte Prominenz nicht mehr geholfen: Der Berliner Verlag geht an ein britisch-amerikanisches Investorenkonsortium

Es war ein gewaltiges Blätterrauschen in den vergangenen Wochen, seit bekannt wurde, dass Finanzinvestoren ein Auge auf den Berliner Verlag geworfen hatten. Auch die verlagseigenen Blätter Berliner Zeitung und Berliner Kurier stemmten sich mit eindeutig formulierten Artikeln gegen die Übernahme (Der Schwarm). Und gestern wurde bekannt, dass 140 Schriftsteller, Künstler und Prominente dem Aufruf des Netzwerks Recherche gefolgt sind und gegen die Übernahme durch „Finanzjongleure“ votiert haben. Doch die Medienkampagne kam zu spät.

Zwei Stunden Fußmarsch für ein wenig Bildung

In der afghanischen Provinz entsteht mit deutscher Hilfe eine Schule nur für Mädchen.

Beim Thema Afghanistan haben die meisten wohl eher Bilder von Soldaten, Sprengstoffanschlägen oder tief verschleierten Frauen im Kopf. Über die kleinen, schwierigen Schritte hin zu einer zivilisierten Gesellschaft erfährt man abseits der Berichterstattung über den von den USA ausgerufenen Kampf gegen den islamistischen Terrorismus nur wenig.

Tischlein, deck dich

„Die Überflüssigen“ wollen durch spektakuläre Auftritte auf ihre soziale Ausgrenzung hinweisen.

Sie stören. Sie wollen all die stören, die es sich auf Kosten anderer gut gehen lassen: die Wohlhabenden, die so genannten Reformer, die Schreibtischtäter. Sie tragen weiße Masken und knallig rote Kapuzenpullover. „Die Überflüssigen“ tauchen seit über einem Jahr in Luxusrestaurants, bei Preisverleihungen oder in deutschen Amtsstuben auf. Ihre provokativen Aktionen sind kurz, meist sind sie wieder weg, bevor die Polizei eintrifft.