Prinzessinnen und Dönerläden

In dem Computerspiel „Bordergames“ erzählen Kreuzberger Jugendliche Geschichten zwischen Alltag und Fantasie. Sie widerlegen dabei auch das Vorurteil, Migranten würden sich in einer Parallelwelt vom Rest der Gesellschaft abkapseln.

In einem Laden im Erdgeschoss des Neuen Kreuzberger Zentrums (NKZ) am Kottbusser Tor hocken mehrere Kinder auf Kissen vor Laptops. In den Fenstern des sonst leerstehenden Raumes steht in großen Buchstaben „Bordergames“, gelbschwarze Absperrbänder umrahmen die Schrift. Einer der Jungen im Laden versucht, auf dem Bildschirm eine Figur durch das labyrinthartige Kottbusser Tor zu manövrieren. Der virtuelle Raum zwischen den Baumassen des Neuen Kreuzberger Zentrums wirkt merkwürdig aufgeräumt, denn noch fehlen die Menschen in der ansonsten sehr realistischen Szenerie. Nur eine Prinzessin hinter sieben Bergen sitzt plötzlich auf dem Asphalt – die Zeichnung eines kleinen Mädchens, die in die urbane Umgebung montiert wurde.

„An Gesetzen kein Mangel“

Seit den Privatisierungen haben sich die Arbeitsbedingungen in China extrem verschlechtert

Robin Munro leitet in Hongkong das China Labour Bulletin (CLB), das über Arbeitsbedingungen in der Volksrepublik China recherchiert und Betroffenen Rechtshilfe anbietet. Über 14-Stunden-Schichten, mysteriöse Silikose-Erkrankungen und fehlende Normenkontrolle – aber auch über das steigende Selbstbewusstsein der chinesischen Arbeiter sprach Jutta Blume für ND mit ihm.

ND: Die VR China ist noch immer relativ abgeschottet. Woher beziehen Sie eigentlich Ihre Informationen?
Munro: Unsere Internetseiten sind in China gesperrt, trotzdem kontaktieren uns viele über das Netz. Wir verschicken unsere Bulletins auch per E-Mail. CLB-Gründer Han Dongfang arbeitet für den (von der USA-Regierung finanzierten, d. Red) Sender „Radio Free Asia“. Er ist dort für Sendungen zum Thema Arbeit verantwortlich, die man auf Kurzwelle in der VR China empfangen kann. Millionen hören das. Am Ende wird unsere Telefonnummer durchgesagt. So erfahren wir, was in den Fabriken passiert.

Profitable Konzerngewalt in Kolumbien

Bürgerkrieg ist gut fürs Geschäft: Das „Permanente Tribunal der Völker“ bezichtigt Coca-Cola, Nestlé und Chiquita massiver Menschenrechtsverletzungen

Seit Jahrzehnten ist Kolumbien Schauplatz einer der weltweit blutigsten politischen Auseinandersetzungen und steht an der Spitze internationaler Gewaltstatistiken. Leidtragende sind vor allem die Zivilisten. Jedes Jahr werden Hunderttausende Kleinbauern brutal enteignet und in die Slums der Großstädte vertrieben. Zehntausende Menschen werden entführt, verstümmelt oder erschossen. Doch es gibt auch Akteure, die sich in dem schier endlosen Kreislauf der Gewalt gut eingerichtet haben: transnationale Konzerne.

Geschenktes Leben, verschenkte Gesundheit

DER STOFF, AUS DEM DIE TRäUME SIND

Die einen wünschen sich Kinder, die anderen versprechen Heilung – Eizellen sind eine fast normale Ware auf dem Gewebemarkt

Im Dezember 2005 endete die steile Karriere des südkoreanischen Klonforschers Hwang Woo-Suk mit einem tiefen Fall. Eine Untersuchungskommission der Seouler Nationaluniversität wirft ihm vor, seine in den renommierten Wissenschaftszeitschriften Science und Nature publizierten Forschungsergebnisse seien komplett gefälscht gewesen und er habe niemals Stammzellen aus einem geklonten Embryo hergestellt Dem Skandal vorangegangen war die Tatsache, dass Hwang einen Teil der notwendigen Eizellen seinen Mitarbeiterinnen entnommen hatte. Doch abgesehen von der Daten-Manipulation haben Hwangs Experimente in der Wissenschaft Spuren hinterlassen: Der Klon-Erfolg scheint entscheidend davon abzuhängen, dass die verwendeten (menschlichen) Eizellen besonders frisch sind.

Coca-Cola-Winterspiele mit Imageschaden

Acht ermordete kolumbianische Gewerkschafter bringen den Hauptsponsor der Turiner Olympiade in Bedrängnis

In vier Wochen beginnen in Turin die 20. Olympischen Winterspiele, doch beim Hauptsponsor hält sich die Vorfreude in Grenzen. Denn eine landesweite Boykottkampagne setzt den Konzern erheblich unter Druck und sorgt dafür, dass er nicht aus den negativen Schlagzeilen kommt. Die Aktionen sind Teil einer international angelegten Kampagne, die von der kolumbianischen Gewerkschaft Sinaltrainal initiiert wurde. Sie begann vor drei Jahren und beschuldigt den Konzern an der Ermordung von acht Gewerkschaftsmitgliedern beteiligt gewesen zu sein.

Kritik ist unwahrscheinlich

IM GESPRäCH: Silvia Huber über die westliche Medienmacht im Osten und das Interesse der EU an starken Konzernen

FREITAG: Sie haben erstmals für Mittel- und Osteuropa länderübergreifend die Mediensysteme erforscht. Was war Ihre Intention für diese Netzwerkanalyse?
SILVIA HUBER: Der Raum Mittel- und Osteuropa ist besonders spannend, weil sich dort in den letzten 15 Jahren die kapitalistische Marktwirtschaft so entwickelt hat, dass man die transnationalen Mediennetzwerke wahrscheinlich am schönsten sieht.

Blühende Rendite-Landschaften

FAKTEN-MONOPOL: Westliche Konzerne beherrschen die Medienlandschaft in Mittel- und Osteuropa. Die EU hat nichts dagegen

Wie es um eine Demokratie steht, lässt sich nicht zuletzt an der Freiheit und Vielfalt ihrer Medien ablesen. Was bedeutet es also, dass nach 15 Jahren „Transformation“ die wichtigsten Medien Osteuropas in der Hand westlicher Konzerne liegen? Zu diesem Resultat kommt die neue Studie Medienmärkte in Mittel- und Osteuropa des Internationalen Journalismus Zentrums (IJZ) an der Donau-Universität im österreichischen Krems.